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Jubilarehrung IG Metall MEO 2023

10.11.2023 I Mit über 350 Jubilaren die zusätzlich noch in Begleitung von Partnern, Verwandten oder Freunden gekommen waren, sind die Jubilarfeiern der IG Metall Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO) immer eine ganz besondere Veranstaltung.
Geehrt wurden Kolleginnen und Kollegen die bereits seit 50, 60, 70 und 75 Jahren Mitglied der IG Metall sind und damit teilweise ihr gesamtes Arbeitsleben und sogar den überwiegenden Teil ihres Lebens ihren Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen geleistet haben.

Mit Grußworten des Oberbürgermeisters der Stadt Essen Thomas Kufen und dem Regionsgeschäftsführer Dieter Hillebrand des DGB Mülheim-Essen-Oberhausen waren auch die beiden diesjährigen Jubilarehrungen wieder ganz besondere Veranstaltungen.

Thomas Kufen hob die Entstehung der heutigen IG Metall MEO aus einem Zusammenschluss dreier Städte hervor und bedankte sich bei den Anwesenden für ihren persönlichen Einsatz und die jahrelange Treue zu ihrer IG Metall. Gerade in dieser Region, mit zahlreichen Herausforderungen und Veränderungen in der Arbeitswelt, ist es den Gewerkschaften zu verdanken, dass es auch eine ganze Reihe positiver Beispiele gibt, wie ein Strukturwandel erfolgreich und mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen gestaltet werden und der Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt werden kann.

Dieter Hillebrand würdigte ebenfalls die lange Gewerkschaftsmitgliedschaft und den Mut und Einsatz auch gegen Gegenwehr, sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Betrieben stark zu machen. Er rief dazu auf diese Erfahrung von gewerkschaftlichem Zusammenhalt und Solidarität auch im Kreise der Familien und Freund weiter zu erzählen.
Jörg Schlüter
Als Jörg Schlüter, der erste Bevollmächtigte der IG Metall MEO, in seiner Festrede in großen Linien die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung in der Region skizzierte, nickten viele der Anwesenden zustimmend, aufgrund eigener Erlebnisse und Erinnerung daran. Diese Kolleginnen und Kollegen haben in ihren Betrieben und ihrem Umfeld ein großes Stück Gewerkschaftsgeschichte gestaltet. Von den großen Arbeitskämpfen bei in Stahlindustrie bis hin zur Zerschlagung der Gewerkschaften duch die Nazi-Diktatur und den schrecklichen Erlebnissen des zweiten Weltkrieges. Aber auch am Aufbau der Bundesrepublik und der Entstehung der heutigen Arbeits- und Mitbestimmungsgesetze haben diese Kolleginnen und Kollegen in ihren Betrieben und in der IG Metall mitgewirkt. Hier hob Schlüter vor allem noch einmal den großen Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche von 1978/79 hervor, bei dem sich die Arbeitgeber mitten im Winter sogar mit Aussperrungen dagegen wehrten – letztlich erfolglos und auf Seiten der organisierten Kolleginnen und Kollegen ein großer Erfolg, der noch heute das Maß jeder Verhandlung um Arbeitszeit ist.

Die Jubilarfeiern sind damit nicht nur erzählte, sondern tatsächlich erlebte Erinnerungskultur, die auch nachfolgende Generationen ein gutes Beispiel gelebter Gewerkschaftssolidarität bieten soll. Schlüter verwies aber auch auf die aktuellen Wahlergebnisse in Hessen und Bayern, bei denen rechte Parteien wieder in die Parlamente einziehen konnten und dort sogar zum Teil zur drittstärkste Kraft werden konnten. Er mahnte, am jüngsten Beispiel des Krieges im Nahen Osten, der mit den Angriffen der Hamas aus dem Gaza-Streifen am 7. Oktober wieder begonnen hatte, dass eine klare Haltung gegen Antisemitismus und für ein Existenzrecht des Staates Israel, nicht in Frage gestellt werden darf. Die Israelis müssen ihre legitimen Sicherheitsbedürfnisse, die Palästinenser*innen ihre legitimen Hoffnungen auf einen unabhängigen Staat verwirklichen können. Die ewige Gewaltspirale kann nur durchbrochen werden, wenn die Welt sich geschlossen dazu durchringt, sich für Frieden und Völkerverständigung einzusetzen.

Der Konflikt hat auch Auswirkungen in Deutschland. Klar ist: Es ist völlig inakzeptabel, wenn Menschen das Massaker der Hamas feiern und Antisemitismus schüren. Wenn jüdisches Leben angegriffen und gefährdet ist, treten wir dem entschlossen entgegen. Es ist ebenfalls inakzeptabel, wenn pauschal alle Muslime, Palästinenser*innen, Menschen mit arabischem Migrationshintergrund oder arabisch aussehende Menschen unter Generalverdacht gestellt oder mit der Hamas gleichgesetzt werden. Die Hamas spricht nicht für die Palästinenser – und die Palästinenser sind nicht die Hamas. Und nicht zuletzt bat Schlüter darum, die Opfer des Krieges in der Ukraine nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nur zu schnell gewöhne man sich an die Berichterstattung immer gleichen Elends.

Mit diesem abschließenden Appell waren die Jubilarinnen und Jubilare auch aufgerufen, weiterhin ihrer IG Metall treu zu bleiben und sich aktiv einzubringen. Gemeinsam für eine offene und tolerante Gesellschaft einstehen, für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Sich gemeinsam gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus stellen! Eine klare Position gegen Rassismus und Antisemitismus ist ein unverhandelbarer Teil des Selbstverständnisses der IG Metall. Gerade im Bereich des Außerbetrieblichen Gewerkschaftsausschusses (AGA) und hier insbesondere in den Seniorenarbeitskreisen, sind unsere Jubilare herzlich eingeladen weiter aktiv in unserer IG Metall mitzuwirken.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und Gästen für ihre Teilnahme!

Fotos und Bericht: Kai Lamparter